TCF v2.0: Was ist neu und wie profitieren Publisher und Verbraucher von dem Update?
Ziel der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist es, den Schutz personenbezogener Daten auf EU-Ebene sicher zu stellen. Damit dies gelingt, entwickelte der Branchenverband International Advertising Bureau (IAB) Europe das „GDPR Transparency and Consent Framework“ (TCF). Am 15. August löst nun das Update TCF v2.0 die Vorgängerversion – TCF 1.1 – ab, um für noch mehr Kontrolle und Transparenz seitens Publisher und Konsumenten zu sorgen.
Welche Parteien spielen für das TCF 2.0 eine Rolle?
Das Framework betrifft drei Akteure:
- Die Vendoren: Sie sind diejenigen, die Aufträge von Werbetreibenden bündeln und das Bindeglied zu zahlreichen Publishern darstellen. Die Vendoren sind zwar nicht unmittelbar in die Kommunikation zwischen Publisher und Webseitennutzer eingebunden, sorgen aber seitens der Publisher beziehungsweise Werbetreibenden dafür, dass sie Erkenntnisse aus dem Traffic – also dem Klickverhalten – der Nutzer ziehen können. Dies erfolgt durch Webseitentracking-Systeme, Adserver, Sell Side Plattformen (SSPs) und Demand Side Plattformen (DSPs). Um diese Aktivitäten durchführen zu können, müssen sich die Vendoren beim TCF registrieren und Auskunft über den Zweck der Datenverarbeitung geben. Erst dann werden sie in der Vendor List aufgenommen, die hier einsehbar ist.
- Die Publisher: Sie sind diejenigen, die den Konsumenten Inhalte zur Verfügung stellen und darüber in direktem Kontakt mit den Konsumenten stehen. Der Begriff der Publisher wird durch das TCF allerdings recht weit gefasst, sodass auch Werbetreibende als Publisher verstanden werden, sofern sie zu Trackingzwecken Third-Party-Systeme, also Vendoren, einsetzen. Alle Publisher sind aus Transparenzgründen dazu verpflichtet, ihre Nutzer darüber zu informieren, welche Vendoren sie aus der offiziellen Liste zu welchem Zweck einsetzen und dafür gegebenenfalls ihr Einverständnis einholen.
- Die Consent-Management-Plattformen (CMPs): Hierbei handelt es sich um besondere Dienstleister, die überhaupt erst durch die DSGVO entstanden sind. Seitdem geht jeder Besuch einer Webseite mit Fragen zur Verarbeitung der Nutzerdaten einher. Die Privacy Center und Consent Screens sind Aufgabe der CMPs, die im Auftrag der Publisher und Werbetreibenden erbracht werden. Hinsichtlich des TCF sorgen die CMPS dafür, dass der Consent-Status des Nutzers weitervermittelt wird. Das heißt: Wofür gibt der Nutzer sein Einverständnis und wofür nicht?
Worin liegen die Unterschiede zur Vorgängerversion?
Bei dem TCF v2.0 geht es darum, eine Standardinfrastruktur für die Kommunikation zwischen den drei genannten Parteien zu erstellen. Nur so lassen sich Prozesse und Abfragen mit Blick auf die Nutzung personenbezogener Daten vereinheitlichen sowie nachvollzieh- und kontrollierbar machen. Dies sind die einzelnen Neuerungen im Überblick:
- Stärkere Fokussierung auf den Consent. Dieser ist gegeben, wenn User explizit der Nutzung ihrer Daten in eingeschränkter oder vollständiger Weise zugestimmt haben.
- Zudem gibt es mit Einschränkungen das „legitime Interesse“: Hinsichtlich der Verwendungszwecke (Purposes) können sich Vendoren auf ihr „legitimes Interesse“ berufen. Dies ist gegeben, wenn es der Rechtsordnung nicht widerspricht. Allerdings haben die User nun die Möglichkeit, Einspruch dagegen einzulegen.
- Die Purposes für die Verarbeitung der Tracking-Daten wurden von fünf auf zehn erweitert.
- Aus Sicherheitsgründen gibt es nun zwei Special Purposes, denen die Nutzer – zu ihrem eigenen Schutz – nicht widersprechen können.
- Bestimmte Special Features, wie zum Beispiel die Erhebung von Geolocation-Daten, erfordern einen eigenen Opt-In.
- Es gibt konkrete Informationen zur standardisierten Speicherung von Cookie Consent in Apps.
Welche Vorteile bringen die Neuerungen Publishern und Usern?
Ganz im Sinne der DSGVO wird den Konsumenten mit dem TCF v2.0 mehr Kontrolle über die Verarbeitung ihrer Daten gegeben. Sie werden wesentlich umfassender und transparenter über die Verarbeitungsprozesse und -zwecke informiert und können via separaten Opt-Ins ganz klar entscheiden, ob sie ihre Daten zur Verfügung stellen wollen oder nicht.
Gleiches gilt für die Publisher, die dank dem aktualisierten Framework mehr Einfluss auf die Zusammenarbeit mit ihren Technologiepartnern gewinnen. Das bedeutet, dass sie selektiv auswählen können, welche Daten welcher Anbieter wie nutzen darf.
Tipp: Publisher und Werbetreibende sollten die Umstellung auf das TCF v2.0 nicht mehr lange hinauszögern, da die Infrastruktur des TCF 1.1 am 15. August abgestellt wird. Wer dann noch nicht den neuen Standard nutzt, dürfte Schwierigkeiten damit bekommen, an die notwendigen Informationen für die Einwilligung der Nutzer heranranzukommen.