True Native Advertising und PR Agenturen

21. Juli 2016

„Unglaublich, dann brauche ich ja eigentlich keine PR Agentur mehr!“ lautete der überraschte Ausruf eines Werbekunden, als ich ihm bei einem Abendessen in Köln das True Native Advertising erklärte. „Naja, das stimmt so nicht ganz“, entgegnete ich ihm. „PR Agenturen sind Kommunikationsprofis. Da sitzen Menschen, die das Wort lieben. Wer sonst kann richtig gutes Storytelling für Unternehmen betreiben?“ fragte ich. Er nickte. Das Gespräch gewann an Dynamik. Wir wühlten uns durch die verschiedensten Sphären der Kommunikationsbranche und diskutierten dabei heftig über die neue Art der skalierbaren Distribution von ganzen Artikeln und Rubriken.

Wir kauten nicht nur auf unseren Steaks, sondern auch die  Chancen und Risiken von Disruption,  Mediennutzungsverhalten, Budgets, Know-how und Content Marketing durch. Am Ende stellten wir gemeinsam fest, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt für PR Agenturen gekommen sei, nicht nur über den Tellerrand zu schauen, sondern auch aktiv drüber zu steigen und nach dem Braten zu greifen, der sich am anderen Ende des Tisches befindet, statt nur zuzuschauen und sich in der Sicherheit des Altbekannten zu wähnen. Wir wischten uns die Münder ab, ich zahlte, wir gaben uns die Hände und verabschiedeten uns. Ich hatte einen neuen Kunden gewonnen. Aber eine Frage blieb noch offen.

Wer produziert denn nun den Content, den wir als True Native Advertising Vermarkter für unseren neuen Kunden distribuieren werden?

Diese Frage tritt häufig bei Werbekunden auf, die keinen Partner haben, der für sie den Content erstellt. An ihre PR Agentur oder ihre PR Abteilung, sofern sie eine haben, denken die Meisten zuerst überhaupt nicht. „Die machen PR“ und „Die haben mit Paid Content und Media, nix am Hut“ oder „PR Agenturen bauen einen Verteiler auf und  verbreiten Pressemeldungen“ sind nicht selten Antworten auf meine Frage.

Wenn das nach wie vor die Wahrnehmung bei Unternehmen ist, müssen sich die PR Agenturen schleunigst wandeln. Denn die neuen Distributionsmöglichkeiten von Content, hier speziell das True Native Advertising, müssen schnell erlernt, verinnerlicht und in das Leistungsportfolio aufgenommen werden.

Bei größeren Media-Agenturen stelle ich bereits die Gründung ganzer Content Units fest. Das sind in der Regel ganze Teams aus Redakteuren, die für die Werbekunden ihrer Agentur Inhalte produzieren. So können sie die Produktion von Content und dessen Distribution in einem Paket verkaufen.

Der Werbekunde bekommt einen Inhalt für seine Kampagne produziert. Dieser wird anschließend zentral und gleichzeitig über mehrere Medien hinweg wie vollwertiger Content ausgespielt. Wir reden also nicht vom altbekannten Advertorial – ein Artikel – ein Medium – sondern von einer skalierbaren, neuen, Variante. Dabei handelt es sich auch nicht um einen neumodischen Presseverteiler, der ebenfalls ein Contentpiece in mehrere Medien ausspielen kann, sondern um eine hoch individualisierte und völlig neuartige Distribution. Als Anzeige gekennzeichnet, teilbar in sozialen Netzwerken, multidevicefähig und äußerst Detailreich messbar.

PR Agenturen könnten also durch die Hinzunahme der neuen Distributionsmöglichkeiten, die nicht so schwer zu erlernen sind, neben der Produktion von Content, auch im Mediaumfeld mitmischen und neue Erlösquellen erschließen.

Bei True Native Advertising handelt es sich nicht um einfache native Advertorial oder reine Text-Bild-Anzeigen, sondern um ganze Artikel, die skalierbar und zielgruppengenau ausgeliefert werden können, bei der nicht die Zahl der Einblendungen, sondern auch die Leseverweildauer, Lesetiefe und vieles mehr gemessen werden kann.

Ich empfehle das nicht nur, weil wir es anbieten, sondern ganz einfach aus dem Grund, weil die Entwicklung des skalierbaren Wortes in diese Richtung geht. Und wer gerne mit der Zeit geht, wird sich das auch anschauen.

Coskun Tuna

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